Im September 2018 haben wir uns ein Tern GSD gekauft und sind damit mittlerweile fast 2000 km überwiegend im Alltag gefahren. Wir wollten für den Alltag schon lange ein Lastenfahrrad haben, das uns bei den täglichen Besorgungsfahrten unterstützt und als Universalfahrzeug für unsere wachsende Familie zur Verfügung steht. Nachdem ich schon mehrere Jahre die einschägigen Konkurrenzangebote beobachtet habe, hat uns das Preisniveau des Fahrrads nicht mehr davon abgehalten das Rad, nachdem wir es zufällig beim Surfen im Internet entdeckt haben, spontan zu kaufen. Beim Lastenrad ist es so wie bei vielen anderen Dingen im Leben. Wenn man es haben möchte muss man irgendwann einfach eins kaufen. Ob sich der recht hohe Preis jemals aufrechnet wird sich später zeigen. Auf ein Schnäppchen im 1000 Euro Bereich braucht man nicht warten. Das Argument „Dafür bekommt man ja einen (gebrauchten) Kleinwagen“ stimmt und hilft nicht weiter, weil ein Kleinwagen nunmal kein Lastenrad ist.
Das entscheidende Kaufkriterium war die Länge des Fahrrads. Das Tern GSD ist tatsächlich nicht länger als ein normales Fahrrad. Das ist ein unschlagbarer Vorteil, wenn wir das Fahrrad in den Urlaub mitnehmen. Wir fahren einen Ford Nugget und dort verschwindet das Lastenrad hinten quer auf dem Kupplungsträger und ist in den Außenspiegeln nicht zu sehen! Die Faltfunktion des Lenkers nutzen wir so gut wie nie. Hier hätte Tern sicher noch etwas Gewicht einsparen können.
Bei uns fahren häufig zwei Kinder (4 und 2 Jahre) auf dem Tern GSD mit. Ein klassisches Lastenrad, wie z.B. das Packster von Riese-Müller kann nur dann Kinder und Lasten vergleichbar transportieren, wenn man mindestens das Packster 60 eher sogar das Packster 80 zum Vergleich heranzieht. Für die vielen täglichen Besorgungsfahrten reicht nämglich ein Packster 40 locker aus. Da wir unser Lastenrad mindestens 10 Jahre nutzen möchten – also auch dann noch wenn die Kinder längst nicht mehr mitfahren – ist das langfristig ein echter Nachteil. Dieser Konflikt tritt beim Tern GSD nicht auf – im Gegenteil: Es zeigt sich sehr flexibel. Wir haben es mittlerweile mit dem stabilen Frontträger, den einklappbaren Fußrasten und dem Tern ClubHouse ausgestattet. Damit können wir das Rad in wirklich jeder Alltagssituation nutzen.
Die Kinder sitzen hinter dem Erwachsenen und müssen an ihm seitlich vorbeischauen. Ab und zu kommt es vor, dass die Kinder zum Beispiel erst links, dann rechts, dann wieder links usw. vorbeischauen möchten, weil direkt vor dem Fahrrad etwas Interessantes ist. Die damit verbundenen Gewichtsverlagerungen merkt man als Fahrer recht deutlich. Generell ist es schon so, dass größere Kinder einigermaßen sitzen bleiben müssen. Das funktioniert auf kürzeren Strecken bei uns sehr gut. Auf längeren Strecken nutzen wir zusätzlich einen Fahrradanhänger oder das große Kind fährt teilweise selbst.
Beim Kauf hatte ich noch leichte Zweifel an der Kombination von Lastenrad und Kettenschaltung gehabt. Das hohe Gewicht beim Anfahren und die nicht vorhandene Möglichkeit den Gang im Stillstand zu schalten ist eigentlich ein Argument für den Einsatz einer Nabenschaltung. Dank des hohen Drehmoments des Pedelec-Motors ist es jedoch noch nie zu Situtationen gekommen in denen das Rad nicht anzufahren war – auch nicht am Hang.
Die Sitzposition auf dem Tern GSD ist in der Stadt in Ordnung – auf längeren Touren jedoch unbequem, weil zu aufrecht. Radtouren mit über einer Stunde Länge sind daher gewöhnungsbedürftig. Die Reichweite des Akkus liegt bei uns bei mindestens 40 km – es sind meist eher 80 – 100 km. Das Fahrrad ist aber insgesamt sowieso viel mehr für den Kurzstreckenbetrieb konzipiert. Wir kommen mit einer 500 Wh Batterie bisher sehr gut hin.
Das Fahrverhalten ist sehr stabil und die Bremsen sind üppig dimensioniert. Wir betreiben das Rad ab und zu mit einem Thule Chariot Sport 2. Dieser kann montiert werden, wenn man dafür eine passende Steckachse einbaut. Auch diese Kombination funktioniert völlig problemlos.
Wir würden das Tern GSD jederzeit wieder kaufen, dennoch gibt es ein paar Kleinigkeiten, die nicht optimal gelöst sind. Da wäre zunächst der Fahrradständer, der sich schnell mit Dreck zusetzt und dann schwergängig ist. Darüber hinaus steht das Rad damit nur auf wirklichem ebenem Boden sicher. Manchmal führt das zu einer umständlichen und angesichts des Gesamtgewichts auch mühsamen Suche nach einem ebenen Plätzchen, wenn man es samt Kindern erstmal abstellen will. Die Kinder sollten wirklich nicht alleine darauf sitzen gelassen werden. Darüber hinaus berührt die Schaltschwinge des Schaltwerks in Endposition beinahe den Mantel des Reifens. Wenn man nun sehr nahe an hohen Gegenständen vorbeifährt oder zwischen zwei Gegenständen eintaucht (z.B. auch bei Montage des Rads auf dem Fahrradträger) kann es zur Kollission der Schaltschwinge mit dem Umwerfer kommen. Dadurch kann die Schaltung verstellt oder beschädigt werden.
Die Nutzung schränkt heute am ehesten noch die Verfügbarkeit von guten Fahrradabstellplätzen ein. Wenn man konsequent versucht alle Fahrten mit dem Tern GSD zu erledigen, wird einem erstmal bewusst, dass es immer noch größere, zum Teil sogar neu angelegte, öffentliche Bereiche gibt, in denen es keine einzige Stelle zum Abstellen von Fahrrädern gibt. Hier ist noch viel Handlungsbedarf.
Das Fahrrad macht uns viel Spaß, sorgt für bewundernde Blicke und immer wieder für Gesprächsbedarf.